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PowerPoint mit Text zu Emmy Wolff (Schülerprodukt)



Hallo, mein Name ist Emmy Wolff und dies ist meine Geschichte. Am 23.05.1899 erblickte ich das Licht der Welt in Dudweiler im preußischen Saarland. Ich durfte eine friedliche Kindheit genießen. In einer jüdischen Großfamilie wuchs ich auf, zusammen mit meinen Eltern Frederike Wolff und Moritz Wolff und meinen 6 Geschwistern Johanna, Siegfried, Meta, Martha, Friedrich und Richard. Bis zum 11.11.1910 residierten wir in der Provinzialstraße 65. Am darauffolgenden Tag, dem 12.11.1910, zog mein Vater, begleitet von meinen Schwestern, Martha und Meta und mir nach Bochum. Zu dieser Zeit war ich gerade mal 11 Jahre alt. Aufgrund des Fehlens meiner Mutter, musste ich mich um meine jüngeren Schwestern kümmern, während mein Vater erst spät abends von seiner schweren Arbeit nach Hause kam. Ich vermutete, dass unser Umziehen mit seinem Werdegang als Kaufmann zu tun hatte. Jedoch bin ich mir bis zum heutigen Tag nicht sicher, da mein geehrter Vater nie über seine harte Arbeit sprach. Zum damaligen Zeitpunkt entwickelte sich Bochum immer mehr zu einem gigantischen Industriegebiet. Dies führte dazu, dass Selbstständige Bochum als Zentrum ihres Betriebes nutzten. Mit der Zeit führte dieses zu einer stetig wachsenden Bevölkerung, welches wiederum in einer erhörten Anzahl von städtischen Anlagen resultierte, wie zum Beispiel einer Bauwerkschule, eine königlich-preußische Maschinenbauschule, zahlreichen Krankenhäuser und religiösen Einrichtungen. Die Synagogen spielten für eine wichtige Rolle, da wir Freitagsabends zum Sabbat den Gottesdienst besuchten. Allerdings blieb unsere kleine Wohnung nicht unsere Letzte, denn zwei Monate später, im Januar, hatte mein Vater genug Vermögen angesammelt, um uns eine größere Wohnung in Essen erwerben zu können. Dorthin zogen dann auch meine Mutter und meine vier restlichen Geschwister, Johanna, Siegfried, Friedrich und Richard, nach.Essen hatte sich am 3. Februar 1873 von einem schlichten Landkreis zu einer kreisfreien Stadt entwickelt. Auch hier, in der Stadt die für die nächsten 22 Jahre meine Heimat werden sollte, wurde kurz vor unserem Eintreffen, im Jahre 1908, eine Synagoge errichtet. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Bevölkerungsdichte in Essen enorm angestiegen. So erfreuten wir uns, als wir eine Wohnung im verhältnismäßig angenehm dünn besiedelten Südviertel errungen konnten. Der Anteil der mittel- bis Großwohnungen war hier höher, und wir mussten, anders als viele andere Bewohner dieser Stadt, keinen Untermieter in unseren Gemächern aufnehmen. Zudem hatte mein Vater eine vorteilhafte Straßenbahnverbindung bis zum Marktplatz, dem geschäftlichen Zentrum der kreisfreien Stadt, auf dem auch er arbeitete. Für 4 Jahre lebte ich eine Kindheit wie jedes andere auch. Ich besuchte eine Schule, traf mich mit Freunden und entwickelte eine Begeisterung für die Fotografie. Kreativität- das war meine große Stärke. Mit wachsender Faszination untersuchte ich die Wissenschaft der Fotografie und fing Ereignisse, Tiere, Pflanzen und Gegenstände schwarz auf weiß auf Bildern ein. Außerdem kümmerte ich mich liebevoll um meinenkleinen Bruder Richard. Meine Mutter zog auch erst später zu uns. Vermutlich,weil sie keine 4 Kinder zu verpflegen vermochte.

Es kam der 28. Juli 1914. Ich war 15 Jahre alt, als der Beginn des ersten Weltkrieges verkündet wurde. Diese Tatsache traf meine Familie tief, wenngleich nicht unangekündigt. Uns war bewusst, dass Krieg kommen würde, seit der Attentat von Sarajevo ein Monat zuvor und der darauf folgenden Julikrise. Trotzdem veränderte sich mein Leben schlagartig. Mein Vater, der neben seinem Kaufmanns Betrieb zudem Landstürmer im Militär war, wurde rekrutiert und zog in die Schlacht. Frieden war, anders als zuvor, nicht selbstverständlich. Doch wir hatten vergleichsweise Glück. Essen war für uns ein sicheres Zuhause, und doch trauerten wir um unsere eigentliche Heimat, dem Saarland, als wir von der dortigen Situation erfuhren, die weitaus schlechter war als die unsere. Eine Rückkehr in meine Heimatstadt, die ich mir doch tief in meinem Inneren gewünscht hatte, kam nicht mehr in Frage. Wir überstanden den ersten Weltkrieg, äußerlich unverletzt, doch geschockt im Inneren. Geschockt über die Kaltblütigkeit unseresgleichen, denen der Tod anderer egal war, solange ihr eigenes Ziel erreicht wurde. Als das Ende des Krieges 1918 gekommen war, war ich bereits volljährig. Immer noch in Essen residierend, begann ich meine erste Lehre bei einem Fotographen. Die darauf folgenden 14 Jahre, die meine Familie in Bochum verbrachte, war ich begeisterte Berufsfotografin und unterstützte mit meinem Einkommen meine jüdische Großfamilie.

 

 

 

 

 Doch es war nie besonders einfach. 1930 verschärfte sich die Lage nochmal drastisch. Die Arbeitslosigkeit stieg in besorgniserregenden Zahlen und als dann 1931 die Massenkündigung durch den Zechenverband stattfand, beschloss ich schließlich am zweiten Juli 1932 zurück nach Saarbrücken zu ziehen, mit der Hoffnung dort Arbeit zu finden. Am 25 Juli zog ich dann aus meiner Wohnung in  der Schumannstraße 40 aus und zog nach Zweibrücken. Doch auch in Zweibrücken wanderten, aufgrund der bevorstehenden Bedrohung durch Hitler, zu dieser Zeit immer mehr Juden aus. So kam es, dass ich 1933, zu Beginn der Machtergreifung der Nationalsozialisten, eine der 155 Juden, die noch in dieser Stadt lebten, wurde. Und obwohl es bislang nicht der Fall war, dauerte es nicht lange bis auch Zweibrücken, wie der Rest von Deutschland, vom faschistischen Gedankengut infiziert wurde. Also wanderte ich zurück nach Bochum. Da war ich meiner Familie näher. Allerdings war auch Bochum kein angenehmer Wohnort für Juden. 1933 führten die Nationalsozialisten zahlreiche Gesetze ein, die uns das Leben erschwerten. Unter ihnen: das “Gesetz über die Mietverhältnisse mit Juden”. Es untersagte Juden gemeinsam mit Nichtjuden unter einem Dach zu wohnen. Auch die Mietverhältnisse  mit Juden konnten nun nach Belieben aufgehoben werden und besonders erschreckend war, dass sogar jüdische Hauseigentümer aus ihrer Residenz ausziehen mussten, sofern nichtjüdische Personen dort zu Miete wohnten. Wegen diesem neuen Gesetz musste ich innerhalb Bochum, am 03.02.1933, ein weiteres Mal umziehen, in die Kronprinzenstraße 20. Und nur 4 Tage danach in die die Mainzer Straße 80.

 

 

 

 

Doch das Leben wurde nicht leichter, später wurden Juden gezwungen in so genannte “Judenhäuser” zu ziehen. Aber vor allem wurden aufgrund der sogenannten „Rassenkunde“  alle Juden in Bochum und auch in anderen Städten von den Nationalsozialisten als gemeinschaftsfremd angesehen. Wir wurden von ihnen verfolgt und terrorisiert, Juden und Demokraten wurden aus dem Staatsdienst entlassen und zudem noch jüdische Bücher verbrannt. In Turnhallen, Scheunen und Kellern entstanden Haftorte, in denen politische Gegner festgehalten wurden. Das erste Konzentrationslager entstand in Dachau. Die Inhaftierten wurden gefoltert und ermordet, nur wenige überlebten unter dieser Haftbedingung. Als ich von diesen schrecklichen Ereignissen erfuhr, beschloss ich am 28.12.1933 nach Lyon, Drancy zu fliehen. Ich lebte jeden Tag in Angst und Schrecken und musste hart für meine Mahlzeiten schuften. Am 10. Mai 1940 überfielen die Deutschen Frankreich und besetzten die „Nordzone“. Mitte Oktober des Jahres 1941 begann die systematische Deportation der Juden, doch da ich nicht im Visier der Deutschen war, konnte ich der Deportation entkommen. Leider hat es meine Schwester,Meta, nicht ausgehalten und so entschied sie sich, gemeinsam mit ihrem Mann, Joachim Gottschalk, und ihrem gemeinsamen Sohn, Michael, am 06.11.1941, für den Freitod. Es ist tragisch und noch tragischer ist mein Verständniss dafür gewesen. Sie waren ziemlich berühmte Schauspieler, beide meine Schwester und ihr Ehemann. Am 22.06.1944 wurde mein Bruder, Richard, ermordet. Seine Geschwister zu verlieren ist eine Art von Schmerz, die ich niemandem wünsche...Jedoch fingen die Deutschen nun an, auch den südlichen Teil Frankreichs zu besetzen und am 31.07.1944 erreichten sie Lyon, die Stadt, in der ich zuletzt residierte. Sie nahmen mich gefangen und ich wurde zum Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ich musste unter furchtbaren Bedingungen, zusammen mit anderen Juden, dort arbeiten. Wir bekamen kaum Essen und Trinken und ab und zu wurden Leute vergast. Schließlich endete dort auch mein Leben.





von: Lara Krone, Polina Mutafchieva, Isabel Gruschow, Verona Liu, Adrian Weisenbach


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